Ulrike Kellner-Goodwin: Eine kleine Geschichte
Wie unser 20 z stambecco entstanden ist
Ende der neunziger Jahre wechselte Shimano von der fünfarmigen Kurbel zur vierarmigen und veränderte den Lochkreisdurchmesser von 58 mm auf 64 mm. Fast alle Hersteller folgten dem Marktführer. So verschwand das 20er von den Kurbeln. Und fast auch aus dem Leben der Mountainbiker.
Zwei Zähne mehr bedeuten beim kleinen Kettenblatt 10 Prozent Kraftverlust. Ausgerechnet da, wo Kraft am nötigsten fehlt! Was also tun?
Die defensive Lösung war, eine alte Kurbel ans neue Bike zu bauen. Nicht wenige Biker haben das gemacht. Aber es war eine kurzfristige Lösung, denn nach und nach wurden die 5-Loch-20er in den Händlerregalen selten. Wir kriegen noch heute Anfragen.
Bastler versuchten anzupacken und 20er Blätter mit fünf Schraublöchern auf vier Löcher umzubohren und scheiterten. Zwar bringt man bei einem 20er Blatt die vier Schraublöcher im Metallkorpus unter, aber die Schraublöcher sind so dicht an den Zähnen, dass die Kette auf den Kurbelblattschrauben und deren Schraubaufnahmen an der Kurbel aufreitet und durchrutscht.
Auch wir gehörten zu denen, die sich mit dem Verlust des 20er Kettenblattes nicht abfinden wollten. Und so haben wir mit dem stambecco (ital. Steinbock) ein 20er geschaffen, das für alle 4-Loch-Kurbeln mit Lochkreisdurchmesser 64 mm funktioniert. Gleichzeitig haben wir eine häufige Schwachstelle der 20er Blätter aus der Zeit der Fünf-Arm-Kurbeln ausgemerzt: die mindere Materialqualität. Bei uns findet eine Alu-Legierung Verwendung, die den enormen Zugkräften bei der Übersetzung 20/34 oder gar 36 gewachsen ist und der Abnutzung lange trotzt. Für besonders hohen Druck (z.B. bei Tandems) gibt es sogar ein stambecco aus V2A-Stahl.
Wie die Ziege zu ihrem Namen kam ...
Als uns Ende 2004 klar wurde, dass wir ein Problem für Tausende von Mountainbikern gelöst hatten, haben wir uns entschlossen, eine Firma zu gründen. Dazu gehört auch: ein Name musste her. „Mountain Goat“ hat uns förmlich angesprungen. Was käme außer einer Bergziege schon in Frage für ein Kettenblatt, das in den Bergen tatsächlich herumklettert und das Wort „mountain“ ebenso im Namen tragen sollte wie das Mountainbike? Außerdem: die Ziege als Maskottchen war wirklich nach meinem Geschmack als frischgebackene Firmengründerin: genügsam, wenn nötig, aber auch listig und durchsetzungsstark. Ein paar Jahre lang hatte ich mal eine Ziege als Haustier gehabt. Sie ist fast täglich ausgebrochen und nie, wirklich nie, konnte ich sie zweimal auf die gleiche Art einfangen. Also lasst euch nicht täuschen, wenn eine Ziege euch harmlos anschaut und kaut ...
... und warum sie ihn verdient
Ich allerdings habe mich doch täuschen lassen. Was wirklich in unserem „Wappentier“ steckt, habe ich erst von amerikanischen Kunden erfahren. Die hatten mir Fotos geschickt von Begegnungen mit Mountain Goats im Glacier National Park und erzählt von den Eigenschaften, die der Rocky Mountain Goat als schamanisches Krafttier zugeschrieben werden. Und ich sage euch, diese Eigenschaften haben es in sich.
Mein Englischvokabular ist begrenzt, ich musste viele Begriffe nachschlagen und dabei wurden meine Augen immer größer.
Natürlich sind darunter all die Eigenschaften, die ich an den Ziegen liebe: Beharrlichkeit und Ausdauer, sie gibt nie auf, Optimismus, Unabhängigkeit.
Auch Genügsamkeit, aber dann kam sonderbarerweise gleichzeitig das Wort „abundance“, was Fülle und Reichtum bedeutet, und die Erklärung, dass der Reichtum der Mountain Goat daraus entsteht, dass sie ihre Existenz aus den kargsten Ressourcen entwickeln kann. Tatsächlich haben wir die Firma auf organische Weise aufgebaut, wie die Natur es tut, nur aus eigenen Mitteln und indem wir wenig entnommen und viel in Entwicklung reinvestiert haben. Auch ist eines unserer Ziele Nachhaltigkeit durch hohe Materialqualität. Verschleißfestigkeit bedeutet Sparsamkeit im Umgang mit Ressourcen.
So weit so gut. Wirklich umgehauen hat uns dann das Wort „tenacity“. Es heißt Hartnäckigkeit und kommt auf den ersten Blick unauffällig daher. Einfach ein weiteres Wort für Ausdauer? Nein, im technischen Sinn bedeutet „tenacity“ Zugfestigkeit. Und tatsächlich ist unsere Aluminiumlegierung (7075 Alu) die zur Zeit zugfesteste (und damit auch härteste) auf dem Markt.
Was soll man davon halten? Wir hatten geglaubt, wir hätten einen Firmennamen gefunden. Aber die Wahrheit ist, dass die Mountain Goat uns gefunden hat. Noch halte ich mich hier für die Chefin. Aber wer weiß, ob das stimmt, da hier in jeder Ecke des Unternehmens der Geist der Mountain Goat weht?
Mountain Goat Spirit
Folgender Text wurde mir von den Kunden aus den USA geschickt. Vielleicht habt ihr ja Lust, mal was anderes auf unserer Website zu lesen als die Montageanleitung. Er stammt von Judith Hirst-Joyeux, die in schamanischer Tradition heilt:
If you hear the story of a mountain goat, you can be sure that mountain goat brings you a message. Abundance and trust in finding that abundance is the message that Mountain Goat shares with all. In a very tough environment, Mountain Goat thrives and raises its family with many of the off spring being twins. The message in its behaviour is to move through the rocky areas of life with grace and dignity. Übersetzt: „Wenn du etwas über eine Schneeziege hörst, sei sicher, es ist eine Botschaft für dich.
Mountain Goat shows us how to explore the unknown, the uncharted areas that allow it to go where other animals cannot. As we move through the unfamiliar, we too move into areas that take us beyond the ordinary. By living high in the mountains, Mountain Goat is also a reminder to continually connect with The Divine. Mountain Goats represent wisdom and are said to be the Wisdom Keepers of the Earth. Mountain Goat walks through wisdom daily, and learns from taking chances, and with its appearance, encourages each of us to try something new.“ (abridged)
In Reichtum und Fülle zu leben und vertrauen zu dürfen, dass uns Reichtum und Fülle überall zur Verfügung stehen, ist die Botschaft, die die Schneeziege uns allen vermittelt. Unter widrigen Lebensumständen zieht sie ihre Jungen groß, von denen viele Zwillinge sind. Dieses Vorbild kann uns ermuntern, die steinigen Wege unseres Lebens mit Anmut und Würde zu gehen. Die Schneeziege macht es uns vor, wie wir das Unbekannte erforschen, die noch unkartierten Landstriche, die es ihr erlauben dort hin zu gehen, wohin andere Tiere nicht können. Wenn wir das Vertraute verlassen, betreten wir gleichzeitig Bereiche, die uns jenseits des Alltäglichen führen. Hoch in den Bergen lebend, erinnert die Schneeziege uns auch, in Kontakt mit dem Geist zu bleiben, der hinter allen Erscheinungen steht. Schneeziegen repräsentieren Weisheit und man sagt von ihnen, sie seien die Weisheitshüter der Erde. Schneeziegen bewegen sich dort oben täglich in dieser Weisheit und erlernen es, Chancen wahrzunehmen. Mit ihrer Erscheinung ermutigen sie jeden von uns, etwas Neues auszuprobieren.“ (gekürzt)
Wenn ihr also mit unseren Kettenblättern unterwegs seid, warum nicht auch im Geist der Mountain Goat? Fülle und Reichtum erleben aus den einfachen Dingen, auf den Bergen dem Himmel nah und mit den Stollen der Reifen auf der Erde, bereit das Unbekannte zu entdecken, die unkartierten Pfade abseits der ausgetretenen? Und fahren, wo andere es nicht können? Z.B. mit dem stambecco dort, wo man mit einem 22er Blatt schiebt?